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Fuchsjagd: Offener Brief an den Deutschen Jagdverband

Das Linke Forum hat gemeinsam mit der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht, dem Aktionsbündnis Fuchs und weiteren Tierschutzorganisationen einen offenen Brief zur Fuchsjagd an den Deutschen Jagdverband (DJV) gerichtet.

Anlass waren die alljährlich im Januar und Februar stattfindenden so genannten Fuchswochen, bei denen regelmäßig während der Paarungszeit große Teile der Jagdstrecke gemacht werden. Die Fuchsjagd während dieser Zeit des Jahres wird von Tierschützern besonders kritisch gesehen:  Einerseits werden dabei Fuchsrüden erschossen, die als künftige Elterntiere für das Überleben des Nachwuchses erforderlich sind. Andererseits kommen bereits im Februar die ersten Fuchswelpen zur Welt, die nach dem Tod ihrer Eltern verhungern müssen.

Wir wollen vom DJV erfahren, wie der Verband das Thema Weidgerechtigkeit seit seiner im Jahr 2000 aufgeschriebenen „Grundsätze zur Weidgerechtigkeit“ insbesondere im Hinblick auf die Fuchsjagd weiterentwickelt hat und mit ihm eine öffentliche Diskussion dazu führen. Wir hinterfragen den Sinn der Fuchsjagd und stellen die Frage nach der Gewährleistung des Schutzes der zur Aufzucht von Jungtieren erforderlichen Elterntiere. Uns interessiert, wie die Jägerschaft zu Themen wie der seit langem wissenschaftlich belegten Selbstregulierung von Fuchsbeständen oder zur Jagd als “Schädlingsbekämpfung“ steht.

Während in Deutschland jedes Jahr noch weit über 400.000 Füchse erschossen werden, geht das Fuchsjagdverbot im benachbarten Luxemburg in das fünfte Jagdjahr. Die Behörden haben dort weder eine Zunahme der Zahl der Füchse festgestellt, noch eine Zunahme von Krankheiten. Im Gegenteil, die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm ist seit dem Jagdverbot sogar signifikant rückläufig.

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Sorge um den „Osterhasen“: Deutsche Natur- und Tierschutzorganisationen fordern Jagdverbot

Bundesweit gilt der Feldhase als bedrohte Art. Doch während Jäger oftmals Füchsen und anderen Beutegreifern die Schuld dafür geben, umfasste ihre eigene Jagdstrecke im Jagdjahr 2017/18 sage und schreibe 184.690 Feldhasen. Über 60 Organisationen aus dem Natur- und Tierschutzbereich fordern gemeinsam als „Aktionsbündnis Fuchs“ ein Verbot der Jagd auf den Feldhasen und die ganzjährige jagdliche Schonung des Fuchses, dessen Bejagung bedrohten Arten eher schadet als nützt.

Die Jagdstrecken weisen im Jagdjahr 2017/18 rund 185.000 Hasen und über 426.000 Füchse aus

Auch wenn der trockene und warme Frühling im vergangenen Jahr dem Feldhasen eine Atempause verschafft hat, sind seine Bestände seit langem rückläufig. In der „Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands“ wird er bundesweit als gefährdet, in manchen Bundesländern sogar als stark gefährdet eingestuft.

Jagdverbände nehmen die Osterzeit gerne zum Anlass, Beutegreifern wie dem Fuchs die Schuld für diese Entwicklung zuzuschieben. In Verbindung damit fordern sie meist eine immer intensivere Bejagung von Füchsen, die Aufhebung der schon jetzt völlig unzureichenden Schonzeiten und die Legalisierung besonders grausamer Jagdpraktiken.

Feldhasen: Opfer intensiver Landwirtschaft – und der Jagd

Tatsächlich liegen die Gründe für den Rückgang der Feldhasenbestände jedoch ganz woanders – nämlich in der Intensivierung der Landwirtschaft, dem Einsatz immer potenterer Pestizide, der fortschreitenden Zerstörung natürlicher Lebensräume und dem Klimawandel. Auch die Jagd verschärft die prekäre Lage bedrohter Arten: Im Jagdjahr 2017/18 blieben laut Jagdstatistik 184.690 Feldhasen „auf der Strecke“.

Der Fuchs als „Gesundheitspolizist“

Studien zeigen dagegen, dass die Jagd auf den Fuchs keinesfalls dem Schutz des Feldhasen dient. Im Gegenteil: So kann sich der Druck auf Beutetiere sogar verschärfen, wenn der Tod eines territorialen Fuchses den Weg für mehrere revierfremde Füchse und andere Beutegreifer freimacht. Abgesehen davon schützen Füchse durch die bevorzugte Erbeutung von kranken Tieren den Feldhasen vor der Hasenpest (Tularämie) – und tragen damit zur Gesunderhaltung des Wildbestands bei. Wo es wenig Füchse gibt, sterben weitaus mehr Feldhasen an Seuchen. Nicht umsonst haben Füchse daher den Ruf der „Gesundheitspolizei“ in Feld und Flur.

Schonung des Fuchses ist ein Erfolgsmodell

Dass Füchse nicht für den Rückgang der Hasenpopulation verantwortlich sind, belegt auch die Situation auf der Nordseeinsel Pellworm. Dort hat man denselben Rückgang der Hasenpopulation verzeichnet wie auf dem Festland. Allerdings gibt es dort keine Füchse, sehr wohl aber intensive Landwirtschaft und Hasenjagd. Studien sowie praktische Erfahrungen aus fuchsjagdfreien Gebieten (wie z. B. Luxemburg), zeigen zudem eindrucksvoll, dass Fuchspopulationen sich ohne jagdliche Eingriffe regulieren. Für die Jagd auf Meister Reineke gibt es damit schlichtweg keinen vernünftigen Grund.

Aktionsbündnis Fuchs fordert Umdenken in Jagd- und Landwirtschaftspolitik

Dass es bei der Fuchsjagd in irgendeiner Form um Artenschutz geht, kann angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnislage wohl ausgeschlossen werden. Tatsächlich machen die Jagdverbände Füchse gezielt zu Sündenböcken, um einerseits von der eigenen Mitschuld am Hasenrückgang abzulenken und andererseits die immer mehr in die Kritik geratende Fuchsjagd zu rechtfertigen.

Das Linke Forum hat sich daher dem Aktionsbündnis Fuchs angeschlossen, einem Zusammenschluss aus mehr als 60 Natur- und Tierschutzorganisationen, der neben einem Verbot der Jagd auf bedrohte Arten und einer Schonung des Fuchses auch auf dringend notwendige Reformen in der Landwirtschafts- und Naturschutzpolitik drängt.

Wenn sich nichts ändert, wenn Lebensraumzerstörung und Jagd weiterhin die Hasenpopulation dezimieren, während Füchse als bequeme Sündenböcke für menschliche Fehler herhalten müssen, werden unsere Kinder oder Enkel den „Osterhasen“ wohl nur noch als Süßigkeit aus dem Supermarkt kennenlernen.
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Eine ausführliche Darstellung des Themas sowie wissenschaftliche Nachweise finden Sie in den Erläuterungen und Quellenangaben des Aktionsbündnisses Fuchs.