Situation in Fukushima verschlimmert sich weiter

arbeitsunfallFukushima ist nicht vorbei. Die größte Katastrophe der zivilen Nutzung der Kernenergie ist ein Drama in mehreren Akten, die über Jahrhunderte weiter geschrieben werden.

Jetzt stehen wir vor der bislang größten Bedrohung: Die 1.300, teils schwer beschädigten Brennstäbe, die nach wie vor in dem Komplex der Einheit 4 des Kraftwerks lagern, könnten freigelegt werden. Wenn dies geschieht, können sie ca. das 15.000-fache der radioaktiven Strahlung der Hiroshima-Bombe freisetzen!

Die japanische Regierung muss sich dringend der Realität stellen, wenn diese weltweite Katastrophe nicht noch schlimmer werden soll, als sie ohnehin ist.

 

Weitere Informationen:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/01/sturm-warnung-in-fukushima-groesste-krise-der-menschheit-droht/

Bundestagswahl 2013: Linke Parteien im Wahlkampf

Bundestagswahl_2013_WahlzettelDie Bundestagswahl ist für das LINKE FORUM von nur mittelbarer, wenn auch nicht geringer Bedeutung. Der allgemeine gesellschaftliche Trend wird hier ablesbar. Rahmenbedingungen entstehen, die auch auf die Arbeit des LINKEN FORUMS Auswirkungen haben.

Auf eine einheitliche Wahlempfehlung konnte man sich im LINKEN FORUM nicht einigen. Nötig ist das nicht, denn schließlich definiert sich das LINKE FORUM als unabhängiges Personenwahlbündnis, in dem Menschen aus verschiedenen Parteien konstruktiv lokal und regional zusammen arbeiten können. Tatsächlich unterstützen verschiedene Mitglieder des LINKEN FORUMS den Bundestagswahlkampf der einen oder anderen Partei aktiv.

Ein Blick auf die Liste der zur Wahl zugelassenen Parteien ist indes fast ernüchternd: Von den 34 zur Wahl zugelassenen Parteien sind nur drei im linken Spektrum verortet. Von allgemeiner Bekanntheit ist die Partei DIE LINKE. Sie hat zu dieser Wahl eine klar „reformistische“ Haltung eingenommen. Daneben kämpfen nur noch die „revolutionäre“ MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) und die „trotzkistische“ PSG (Partei für Soziale Gleichheit, Sektion der IV. Internationale) um Stimmen und Wahrnehmung. Die DKP (Deutsche Kommunistische Partei) unternimmt wieder keinen Versuch eines unabhängigen Antritts und unterstützt stattdessen gutenteils DIE LINKE bei ihrer Kandidatur. Wir haben uns die Kampagnen der kandidierenden linken Parteien einmal angesehen. (Da eine solche Betrachtung nur in einem gewissen Grade oberflächlich sein kann, haben wir am Ende der Abschnitte auf die Informationen der jeweiligen Partei verwiesen.)

DIE LINKE.

Die aus der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) und WASG (Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit) hervorgegangene Partei DIE LINKE verteidigt in diesem Wahlkampf ihre Stellung im Bundestag. Die Plakat-Kampagne führt die Partei mit 8 Themenplakaten. Die Themen konzentrieren sich dabei auf den sozialen Bereich der Politik: Rente, Mindestsicherung (die Alternative der Partei zu Hartz IV), Mindestlohn und Millionärssteuer stehen im Zentrum der Kampagne. Eine tatsächliche Systemkritik vermeidet die Partei hingegen.

DIE LINKE: Revolution ist nicht zeitgemäß.In diesem Wahlkampf bringt DIE LINKE auch ein spezielles Großflächenplakat ein (links), mit dem sie ihre politischen Kernthemen noch einmal zusammen-fasst. Sinniger Weise beginnt es mit „Revolution? Nein, …“, bevor auf die einzelnen Themen eingegangen wird. Revolutionären Perspektiven erteilt DIE LINKE eine eindeutige Absage: Sie seien nicht zeitgemäß. DIE LINKE empfindet die konstruktive Mitarbeit unter den herrschenden Verhältnissen scheinbar nicht mehr als Einschränkung sondern als ihr Betätigungsfeld. Sie will das System verändern, nicht aber es überwinden. Damit versucht sie, ihre Verankerung als „normale Partei“ unter anderen Parteien voranzutreiben, ohne ihre Alleinstellungsmerkmale unter den „großen Fünf“ zu verlieren.

Dabei ist DIE LINKE unleugbar in vielen Punkten standhaft geblieben und somit als Sprachrohr oppositioneller Kräfte verschiedener Art im Bundestag weiterhin von nicht unerheblicher Bedeutung. So ist die gegenwärtige Mindestlohndebatte (ebenso wie der Versuch ihrer Vereinnahmung durch bürgerliche Parteien) sicherlich zu einem guten Teil der Beharrlichkeit der LINKEN zu verdanken, auch wenn sie zu keinem Zeitpunkt die einzige linke Partei gewesen wäre, die eine derartige Forderung vorgebracht hätte. Im Gegenteil war sie hier in der Vergangenheit, was die Höhe der Forderung angeht, noch am zurückhaltendsten. Die Partei-internen Auseinandersetzungen geben allen bisherigen Erfolgen jedoch einen unangenehmen Beigeschmack. Man fragt sich angesichts des Wirkens von Fraktionen wie dem FDS (Forum Demokratischer Sozialismus) und der SL (Sozialistische Linke) durchaus gelegentlich, wie lange beispielsweise der fundamentale Widerstand gegen Militärinterventionen erhalten bleibt – Hierzu hatte es von einigen Mitgliedern der Linksfraktion um den Kölner MbB Paul Schäfer in einem Fall bereits in der auslaufenden Periode Enthaltungen gegeben.

Dass diese Gradwanderung nicht ganz nebenwirkungsfrei ist, symbolisiert ein anderes Plakat der Partei, mit dem sie ihre östlichen Stammwähler umgarnt (rechts). Dabei ist die Aussage, der Osten wähle Rot, so schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig. Tatsächlich hat DIE LINKE im Osten anteilig in den letzten Jahren mehr Stimmen verloren, als im Westen, seit sie sich mehr und mehr um Regierungsbeteiligungen bemüht. Am drastischsten sind die Verluste dabei interessanter Weise in den Bundesländern, in denen DIE LINKE in Koalitionensregierungen beteiligt war. So hat die Partei alleine in Berlin gut die Hälfte ihrer Wähler verloren. Diese Entwicklung ist insbesondere deshalb kritisch für den dauerhaften Fortbestand der Partei, da sie sich im Westen nach anfänglichen Erfolgen nicht nachhaltig als Wahlpartei etablieren konnte. Ob man diesem Trend entgegenwirken kann, indem man einfach nur eine lokal-patriotische Kampagne führt, erscheint zweifelhaft. „Klar!“ jedenfalls ist es nicht.

Weitere Informationen zum Wahlkampf der Partei DIE LINKE erhält man hier:
http://www.die-linke.de/wahlen/positionen/

MLPD

Die MLPD führt den Wahlkampf mit nicht weniger als 16 Themenplakaten. Dabei deckt sie einen weiten Bereich sowohl klassischer Positionen der Arbeiterklasse ab, als auch Grundsätzliches und tagespolitische Themen. Die MLPD vertritt übrigens (im Gegensatz zu ihrer klassischen Gegenspielerin im linken Parteienspektrum, der DKP) nicht den Sozialismus, wie er in der UdSSR und der DDR ab den 50’ern des letzten Jahrhunderts bestanden hatte. Schon ihre Vorgängerorganisationen (bspw. der KABD, der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands) hatten eine kritische Haltung gegenüber dem real existierenden Sozialismus. Die Forderung nach einem „echten Sozialismus“ muss man unter diesem Gesichtspunkt betrachten.

Mit dem ersten Plakat der Serie (links) fasst die Partei ihr Selbstverständnis zusammen. In der Erläuterung steht einleitend: „Radikal heißt, dem Übel an die Wurzel gehen.“

Für die MLPD ist ein revolutionärer Umbruch, also eine grundlegende Veränderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse, nach wie vor zwingende Voraussetzung für einen tatsächlichen Fortschritt. Das Verhältnis zwischen Tagespolitik und Theorie drückt das folgende Zitat von der Internetseite der Partei recht gut aus:

Natürlich brauchen wir einen Mindestlohn von 10 Euro. Das Grundproblem ist aber die kapitalistische Ausbeutung der Lohnarbeit.

Die MLPD unterstützt durchaus Kampagnen, die geeignet sind, die unmittelbaren Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern, betrachtet es aber als Illusion, alleine mit solchen Mitteln eine dauerhafte Verbesserung erzwingen und auch halten zu können. Damit kontrastiert sie deutlich zur Partei DIE LINKE, die weitestgehend über die Durchsetzung ihrer Tagespolitik hofft, eine grundsätzliche Änderung der Gesellschaft mittel- bis langfristig herbeiführen zu können. Auffällig ist, dass sich die MLPD quantitativ mit einer großen Anzahl von Themen auseinandersetzt. Unter anderem die von der Partei jahrelang unterbewertete Umweltpolitik findet nun entsprechende Berücksichtigung.

International ist die MLPD in der ICOR organisiert, der über 30 Parteien in verschiedenen Ländern mit teils unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung angehören.

Von besonderem Interesse auch für die Oberbergische Region erschien übrigens ein Plakat, mit dem die MLPD darauf eingeht, dass Preise zugleich zu hoch und zu niedrig sein können (rechts). Und das an einem für den landwirtschaftlich geprägten Oberbergischen Kreis besonders interessanten Beispiel: Der Milch.

Auch wenn wir die verwendete Parole richtig und schlüssig finden, bedarf es doch einer gewissen Erklärung, damit sie allgemein verständlich wird. Man könnte es zusammenfassen, wenn man sagt, dass das Problem in der Preispolitik der „Zwischenhandel“ ist. Auf der einen Seite erhalten die Erzeuger insbesondere der landwirtschaftlichen Produkte einen zu geringen Verkaufspreis, auf der anderen Seite ist der Endpreis der Produkte zu hoch, um für die ganze Bevölkerung in der benötigten Menge noch ohne Einschränkungen in sonstigen Bereichen erschwinglich zu sein. Hier werden Erzeuger und Verbraucher regelmäßig in der Öffentlichkeit gegeneinander ausgespielt – Und zu selten, wenn überhaupt, wird darauf hingewiesen, dass die an diesem Geschäft Verdienenden diejenigen sind, die die Produkte vertreiben, und nicht diejenigen, die sie produzieren. Es besteht also durchaus kein Widerspruch, wenn die Landwirte fordern, mehr Geld für ihre Milch zu erhalten, und die Verbraucher fordern, dass der Milchpreis sinkt.

Weitere Informationen zum Wahlkampf der MLPD erhält man hier:
http://www.mlpd.de/wahl-2013

PSG

Die PSG ist die kleinste der drei Parteien und hat den Antritt mit Landeslisten nur in drei Bundesländern geschafft – DIE LINKE und die MLPD treten hingegen in allen Bundesländern mit eigenen Listen an. Die PSG geht, wie DIE LINKE, mit 8 Themenplakaten in den Wahlkampf. Unsere Beurteilung der PSG ist sicherlich lückenhaft, denn im Gegensatz zu den anderen beiden Parteien fehlt uns jede praktische Erfahrung mit der PSG, die nur ca. 260 Mitglieder hat, die meisten davon wohl in Berlin und NRW.

Die PSG gehört übrigens zur IV. Internationalen (also, genauer: dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale), steht also nach eigenem Verständnis in der Tradition Leo Trotzkis. Insofern nimmt auch sie keinen positiven Bezug auf die spätere UdSSR (ab Stalin) und die DDR. Die PSG hat Schwesterparteien in fünf anderen Ländern, die alle nach dem gleichen Schema benannt sind – die „Social Equality Parties“.

Im Gegensatz zu anderen trotzkistischen Organisationen, die teilweise offen in der Partei DIE LINKE wirken, hat die PSG die Fusion von WASG und PDS von Beginn an abgelehnt und hat auch nie den Versuch zu einer Zusammenarbeit oder sonstigen Einflussnahme unternommen. Gleichzeitig beteiligt sie sich seit ihrer Gründung 1997 vorbehaltlos an Wahlen auf verschiedenen Ebenen mit eigenen Kandidaturen und versucht so ihre Positionen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Interessanter Weise hat die PSG für diesen Wahlkampf einheitlich blaue Plakate entworfen. Eine relativ unübliche Wahl für eine linke Partei, insbesondere in einer Zeit, in der Blau zunehmend von konservativen Kleinparteien und neofaschistischen Tarnparteien wiederentdeckt wird. Ebenso wie DIE LINKE verzichtet die PSG weitestgehend auf Bildmotive und beschränkt sich auf markige Schriftzüge.

Viele der Plakate haben nicht unbedingt einen praktischen Bezug zur Bundestagswahl. So wird auf einem Plakat die Bildung einer Arbeiterregierung gefordert, auf einem anderen zum gemeinsamen Kampf gegen die Diktatur der Banken mit Kairo und Athen gefordert.

Ein deutliches Unterscheidungsmerkmal von den anderen beiden linken Parteien stellt die Forderung nach einem Bedingungslosen Grundeinkommen dar. Diese Forderung wird zwar innerhalb der Partei DIE LINKE regelmäßig diskutiert – so gibt es eine eigene Bundesarbeitsgemeinschaft, die sich diesem Thema widmet – offiziell hat die Gesamtpartei dies aber nie gefordert. € 1.500 soll jeder Bürger mindestens erhalten, so fordert die PSG. Finanzieren will man das durch eine entsprechende Versteuerung der Einnahmen der Kapitalbetriebe und der hohen Gehälter. Über € 20.000 im Monat soll jeder Euro zu 100% versteuert werden.

Die Banken sollen nach Vorstellung der PSG möglichst direkt enteignet werden. Außerdem greift die PSG ein wichtiges Thema auf, dass von den anderen linken Parteien nicht auf einem Plakat behandelt wird: Mietwucher. Bezahlbarer Wohnraum ist ein Grundrecht – Die PSG will es gewährleisten, in dem Miethaie enteignet und die Strom-, Wasser- und Gasversorgung unter die demokratische Kontrolle der Beschäftigten und Mieter gestellt werden.

Weitere Informationen zum Wahlkampf der PSG erhält man hier:
http://www.gleichheit.de/positionen/

Und was nun?

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die drei linken Parteien in dieser Bundestagswahl wenig unterscheiden, wenn man nur danach geht, welche politischen Forderungen sie im Alltag befürworten oder ablehnen. Natürlich sollte man politische Fragen nicht „binär“ verstehen: „Unter der Haube“ unterscheiden sich die drei linken Parteien grundlegend.

Das wird offensichtlich, wenn man die jeweiligen Lösungskonzepte und Motivationen der Parteien betrachtet. Hier also noch einmal einige, teils oben bereits gemachte Feststellungen im direkten Vergleich:

Das Verhältnis zu den Gewerkschaften unterscheidet sich, beginnend mit einer klaren Bejahung seitens der LINKEN, über eine kritische Unterstützung durch die MLPD bis zur völligen Ablehnung durch die PSG. Alle drei Parteien lehnen Auslandseinsätze der Bundeswehr ab, aber nur MLPD und PSG fordern noch deren Auflösung (wobei sich die MLPD zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf die Auflösung der Interventionseinheiten beschränkt). Alle lehnen Hartz IV ab (MLPD und PSG in ihren Kampagnen ausdrücklich alle Hartz-Gesetze, wohingegen sich DIE LINKE hier nur auf Hartz IV direkt bezieht), aber die Vorstellungen, wie die soziale Sicherung gestaltet werden soll, unterscheidet sich wiederum. Will DIE LINKE anfangs nur den Regelsatz auf € 500 erhöhen und mittelfristig eine Mindestsicherung von € 1.050 durchsetzen, fordert die MLPD die Abschaffung aller Hartz-Gesetze und stattdessen die Erhöhung des ALG 1 sowie die unbegrenzte Fortzahlung für die Dauer der Arbeitslosigkeit. Die PSG will ein bedingungsloses Grundeinkommen von € 1.500 bei einer gleichzeitigen Einkommensobergrenze von € 20.000. Und so geht es auch bei den meisten anderen Themen weiter.

Wer einer linken Partei in dieser Wahl also seine Stimme geben und dabei nicht nur der opportunistischen Überlegung, wer’s denn wohl in den Bundestag schafft, folgen will, der ist sicher gut beraten, sich alle drei Parteien genauer anzusehen und zu vergleichen.

Übrigens

Auch nicht schön: Von den 31 verbliebenen Parteien sind nicht weniger als 7 offen rechtsextremistisch oder so genannt rechtspopulistisch (und die CSU beziehen wir hier nicht mit ein… auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind, warum eigentlich nicht). Dabei ist die NPD erstmals seit langem nicht der radikalste Kandidat: Die unter anderem in Wuppertal vertretene Partei „Die Rechte“ rekrutiert sich in NRW größtenteils aus den Banden im letzten Jahr verbotener neonazistischer Kameradschaften. Diesen Parteien sollte auch der geneigte Protestwähler seine Stimme nicht geben, denn erreicht eine der Parteien mehr als 0,5% der Stimmen, erhält sie Bundesmittel für ihre Beteiligung am Wahlkampf. Und das kann in niemandes Interesse sein.

5.9., Radevormwald: Diskussionsabend „Nazis in Rade – Prozess nach der Großrazzia“

Flugblatt_Nazis-in-Rade_13-09-05Einen Tag vor der Eröffnung des Prozesses gegen acht Mitglieder der Neonazi-Kameradschaft „Freundeskreis Rade“ möchten wir die Hintergründe beleuchten, informieren und Fragen beantworten. Am Donnerstag um 18 Uhr beginnt der Diskussionsabend mit sachkompetenten Referenten im Mehrzweckraum des Bürgerhauses!

Wer war der „Freundeskreis Radevormwald“? Wer verbirgt sich hinter „PRO NRW Radevormwald“? Wie sind diese Gruppen vernetzt? Welche Gefahr geht von ihnen in Radevormwald heute aus?

Wir freuen uns besonders, hierzu Hendrik Puls von der Informations- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus der Stadt Köln (ibs Köln), sowie Herrn Falk Mikosch von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) hören zu können. Herr Puls hat die Stadt Radevormwald in den letzten Jahren in der Auseinandersetzung gegen Rechts beratend begleitet und ist daher insbesondere mit der Situation in unserer Stadt vertraut.

Dann wollen wir in die Zukunft blicken und mit Vertretern der mit dem Thema „Rechtsextremismus“ befassten Vereine und den anwesenden Bürgern darüber diskutieren, was künftig unternommen werden kann, um den Rechtsextremismus in seinen verschiedenen in Radevormwald auftretenden Formen zu bekämpfen.

Sonderratssitzung beantragt: „pro NRW“ hetzt gegen Sinti und Roma – LINKES FORUM stellt Strafantrag wegen Volksverhetzung

Die Fraktion von „pro NRW“ im Rat der Stadt Radevormwald hat gestern bekannt gegeben, eine Sondersitzung des Rates der Stadt zu beantragen. Gegenstand der Sondersitzung ist ein Antrag der Fraktion, der den Titel „Maßnahmen zur Befriedung der nachbarschaftlichen Situation in Dahlerau“ trägt .

Dieser Antrag ist eine Ansammlung übelster Vorurteile und gegenstandsloser Vorwürfe gegen die Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma.

Hierbei beruft sich „pro NRW“ zum Teil auf Hörensagen, auf die Angaben ungenannter Bürger. Damit soll den gegenstandslosen Vorwürfe zum Einen Glaubwürdigkeit verliehen werden, zum Anderen soll der Eindruck erweckt werden, man vertrete die Interessen der allgemeinen Bevölkerung. Die Vorwürfe werden direkt rassisch begründet, so heißt es in dem Antrag beispielsweise: „Dem äußeren Anschein und dem Benehmen der Personen nach, handelt es sich um eine sogenannte landfahrende ethnische Minderheit, die offensichtlich dem Volk der Sinti und/oder Roma angehört.“ Mitgliedern einer „ethnischen Minderheit“ ist ein bestimmtes „Benehmen“ eben angeboren.

Es sind die gleichen Vorurteile, mit denen „pro NRW“ bereits in Essen und Duisburg versucht, Unfrieden zu stiften, Menschen gegeneinander aufzuhetzen und das Klima zu vergiften. So sollen unter anderem Zwischenfälle provoziert werden, die dann als angeblicher Beweis für die perversen „Argumente“ von „pro NRW“ herangezogen werden.
Es sind ebenfalls die gleichen Vorurteile, mit denen seit Jahrhunderten gegen Sinti und Roma gehetzt wird. Mit diesen Vorurteilen wurden Ächtung und Vertreibung gerechtfertigt und in der Zeit der NS-Diktatur ein Völkermord vorbereitet und dann durchgeführt, Hunderttausende wurden ermordet – Das Porajmos.

Aus all diesen Gründen haben wir heute Strafantrag gegen den Antragssteller und dessen Helfershelfer wegen Volksverhetzung und Verleumdung gestellt.
Das Verhalten von „pro NRW“ ist verbrecherisch und muss auch so behandelt werden.

Der Missbrauch kommunaler Mandate zur Verbreitung dieses menschenverachtenden Gedankenguts muss beendet werden.

Der Antrag der „pro NRW“-Fraktion ist unter dem Dokument-Titel „Andre-1.doc“ auf der Internetseite http://www.pro-nrw.net abrufbar. Andre Hüsgen, der noch für die NPD in den Rat der Stadt Ennepetal gewählt wurde, wurde erst vor kurzem von der Radevormwalder Ratsfraktion von „pro NRW“ zu ihrem Geschäftsführer ernannt. Er erfüllt ähnliche Funktionen in verschiedenen Strukturen von „pro NRW“ (Mitarbeiter der Fraktion in Leverkusen, Kreisgeschäftsführer des KV Wuppertal, Geschäftsführer der „Kommunalpolitischen Vereinigung der Pro-Bewegung“). Sowohl dadurch als auch durch den Antrag selbst beweist die „Bürgerbewegung pro NRW“ wieder ihre Herkunft aus dem tiefsten braunen Sumpf der deutschen Parteienlandschaft.

Als Ersteller ist in den Dokumenteigenschaften Manfred Rouhs (ehem. NPD, Republikaner, Deutsche Liga für Volk und Heimat, Ring Freiheitlicher Studenten; ggw. Bundesvorsitzender der „Bürgerbewegung pro Deutschland“) ausgewiesen. Unterzeichner des Antrags ist der Fraktionsvorsitzende der „pro NRW“ Ratsfraktion in Radevormwald, Udo Schäfer (ehem. DVU).

Unser Strafantrag richtet sich vorrangig gegen diese drei Personen.

Weitere Schritte werden wir umgehend mit anderen Gruppen und Organisationen beraten.

Wir praktizieren in Radevormwald und in den Wupperorten seit Jahren ein friedliches Zusammenleben mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen.

Wir stehen zu unseren Nachbarn, gleich, woher sie kommen, und werden sie gegen Angriffe, verbal wie körperlich, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.

Zusammenhalten: Interview mit Werner Lochner in Radevormwald

Bei dem Kulturfest gegen Rechts in Radevormwald 2013 waren auch Gäste von außerhalb zu Besuch – Nicht nur aus dem Oberbergischen Kreis, auch aus Wuppertal kamen Menschen, um sich solidarisch zu erklären. Einer war Werner Lochner, Wuppertaler des Jahres 2011.

Der mittlerweile 80-jährige Wuppertaler ist nach wie vor aktiv, ungebrochen lebendig und scheut keinen Aufwand, wenn er die Gelegenheit sieht, andere Menschen im Kampf für eine gute Sache zu unterstützen. In Radevormwald war er in diesem Tag mit attac. Freudig begrüßten wir unseren Freund aus Wuppertal, der sich zu uns an den Stand gesellte und angeregt mit uns diskutierte. Fritz Ullmann hatte später, am Ende des Kulturfests, noch die Gelegenheit, mit Werner Lochner in einem Kurzinterview über seine Motivation zu sprechen.

Lochner engagiert sich in den verschiedensten Bereichen. Seine Schwerpunkte sind von je her die soziale Frage und der Antifaschismus. Was er tut, tut er für die Gesellschaft. Seine Plakate sind von vielen Kundgebungen im Land bekannt. Bereits 2009 wurde aus seinen Schriften eine Serie von für Nichtregierungsorganisationen kostenfrei Nutzbaren TTF-Schriftsätzen erstellt, die man hier herunterladen kann.

Bei seinem Besuch hatte Werner Lochner außerdem noch ein Geschenk für uns dabei – Aber dazu später mehr.

Erfolg in Radevormwald: Einigung beim Kulturfest – Alle demokratischen Parteien vertreten!

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Am Samstag, den 13. Juli, fand in Radevormwald das Kulturfest gegen Rechts statt – entgegen aller Befürchtungen mit dem LINKEN FORUM. Letzten Endes erreichte das Kulturfest, was es sollte: Die Einigkeit aller Demokraten gegen den Neofaschismus.

Nach Aufwändigen, aber letzten Endes konstruktiven Gesprächen, war der Runde Tisch gegen Rechts doch noch bereit, dem LINKEN FORUM einen Standplatz zuzugestehen. Wir freuen uns über die Einsicht des Vereinsvorstands und hoffen, dass dies ein Zeichen für eine künftig wieder entspanntere und für beide Seiten konstruktive Zusammenarbeit sein kann.

Bei seiner Begrüßungsrede erklärte Bürgermeister Dr. Korsten, dass es ihn besonders freue, alle demokratischen Parteien auf dem Fest vertreten zu sehen. Das Programm war so abwechslungsreich wie die Stände. Mehere Gruppen und auch einzelne Musiker gaben hörenswerte Beiträge. Nach dem Bürgermeister sprach der Vorsitzende des Runden Tisches – Wir waren mit der Kamera dabei.

Wie in der Rede bereits angeklungen – Leider entdeckten wir mindestens vier Neofaschisten auf dem Fest. Angeführt wurde die Truppe von Jonas Ronsdorf, dem Bruder des ehemaligen Fraktionsvorsitzenden von „pro NRW“ im Rat der Stadt Radevormwald und mutmaßlicher Rädelsführer der Kameradschaft „Freundeskreis Radevormwald“.

Jonas

Jonas Ronsdorf (links) und ein „Kamerad“ mit frisch gestochenem Reichsflaggen-Tattoo am Stand der Grünen

Zuerst versuchten sie, sich unter die Gäste zu mischen, dann provizierten sie – Nach 15 Minuten konnte der Spuk beendet und die Nazis verdrängt werden. Die Dreistigkeit, mit der sich diese Gruppe in der Öffentlichkeit zeigt und provoziert, belegt derweil einmal mehr, dass die Neofaschisten und Rechtsextremisten in Radevormwald nach wie vor eine Bedrohung sind. Sie sind nicht entmutigt, sondern zeigen sich, angesichts der unschlüssig wirkenden Strafverfolgung, fast schon ermutigt.

Grund genug für uns, in den nächsten Tagen eine Bestandsaufnahme zur Lage im Themenfeld Rechtsextremismus zu machen. Über die Ergebnisse werden wir dann zeitnah auf unserer Seite berichten.

Abgesehen davon war die Stimmung ausgesprochen positiv. Von Abgrenzung war trotz der

Dank allen Musikern!

Besonderer Dank allen Musikern!

Auseinandersetzung der letzten Tage vor dem Fest nichts mehr zu spüren. Die Politiker und Bürger kamen mit und untereinander in’s Gespräch und tauschten sich, teils kontrovers, größtenteils aber einvernehmlich über die Situation aus. Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung auch einen Impuls in andere Gruppen und Institutionen in Radevormwald sendet, sensibel mit dem Thema umzugehen.

Wir jedenfalls danken allen Gruppen und Menschen in Radevormwald für ihre Teilnahme und hoffen, dass das Kulturfest zu einer bleibenden Institution in unserer Stadt wird.

Radevormwald: Spaltung statt Zusammenhalt beim Kulturfest – das LINKE FORUM wird ausgeladen!

antifaWir haben das für diesen Samstag, den 13. Juli, angekündigte Kulturfest gegen Rechts, wie viele andere auch, beworben. Am 15. Mai hatte der Runde Tisch uns schriftlich einen Standplatz zugesichert – Gestern, am 10. Juli hat man das LINKE FORUM dann kurzfristig ausgeladen.

Mit Unverständnis reagieren wir, die Mitglieder des LINKEN FORUMS in Radevormwald, auf das Schreiben des Runden Tisches gegen Rechts e.V., welches uns erst am 10. Juli erreicht hat. Das LINKE FORUM soll trotz schriftlicher Zusage vom 15. Mai nun keinen Standplatz beim Kulturfest gegen Rechts erhalten, so hat es der Vorstand des Runden Tisches beschlossen. Gerade gestern erklärten Vertreter des Runden Tisches im „Heimatanzeiger“, es sei ein Fest „für Jedermann“. „Wir wollen zeigen, wie breit die Öffentlichkeit ist, die sich gegen Rechts stellt.“, fasste es Armin Barg (UWG) zusammen. Was ist davon zu halten?

Warum schließt man uns aus? Wir haben in der Vergangenheit unnachgiebig darauf bestanden, dass unzutreffende Aussagen über das damalige Wirken unserer Mitglieder für den Runden Tisch richtig gestellt werden, gleichzeitig haben wir jedoch immer betont, dass wir weder den Runden Tisch als Institution in Frage stellen, noch die Bedeutung seiner Arbeit geringschätzen. Der Runde Tisch ist unzweifelhaft notwendig. Das kommende Kulturfest haben wir eigeninitiativ im Rahmen unserer Möglichkeiten beworben. Einen gemeinsamen Kampf für Demokratie und gegen den Rechtsextremismus wünschen wir uns weiterhin.

Um so bedauerlicher ist es, dass es nun offensichtlich instrumentalisiert wird, um fortschrittliche Kräfte auszugrenzen; Menschen, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb des Runden Tisches gegen Rechts in der Vergangenheit und Gegenwart für den Kampf gegen Rechts erfolgreich engagiert haben. Es waren heutige Mitglieder des LINKEN FORUMS, die rechte Straftaten recherchierten und die Aufstellung für das Jahr 2011 anfertigten. Sie waren es auch, die die Internetseite des Vereins betreuten (die seit unserer Verdrängung aus dem Runden Tisch durch diesen auch nicht mehr betrieben werden kann). Unzählige kleine Aufgaben haben wir in der Vergangenheit für diesen Verein übernommen.

Das Niveau, mit dem unsere ehemaligen Vereinskollegen uns nun begegnen, erschreckt uns. Wir hätten es weder für möglich gehalten, dass man eine so offensichtliche Spaltungspolitik betreibt, noch, dass man es in dieser Form und so offenkundig sarkastisch tut.

Gerade jetzt wäre es wichtig, zusammenzuhalten. Gemeinsam müsste man gegen die mittlerweile offen zu Tage getretene Verbindung zwischen staatlichen Stellen wie dem Verfassungsschutz und dem braunen Terrorismus vorgehen. Gemeinsam wüsste man zum Widerstand gegen die geplante Großkundgebung der neofaschistischen Partei „die Rechte“ in unserer Nachbarstadt Wuppertal zur Bundestagswahl im September beitragen. Gemeinsam müsste man Druck auf die staatlichen Organe ausüben, damit dem berüchtigten „Freundeskreis Rade“ das Handwerk auch auf Dauer gelegt wird.

Es ist eine kritische Zeit. Unvernünftig ist es, jetzt nicht zusammenzuhalten.

Verdrängen jedenfalls lassen wir uns nicht. Wir haben einen Infostand am Schloßmacherplatz angemeldet und werden, sollte eine unmittelbare Teilnahme am Kulturfest tatsächlich unmöglich sein, dort für jeden erkennbar Stellung beziehen. Auch dann wird unser Motto sein:

Lasst uns gegen Rechts zusammenstehen!

 

Hier die Absage des Runden Tisches im Wortlaut, wie sie der Stadtverordnete des LINKEN FORUMS, Fritz Ullmann, gestern per Post erhalten hat:

„Guten Tag Fritz,

für die Veranstaltung ‚Kulturfest gegen Rechts‘ am Samstag, dem 13. Juli 2013 haben wir keine Fläche für Dich oder das sogenannte ‚Linke Forum‘ reserviert.

Aufgrund Deiner vielen negativen Äußerungen über die Arbeit des Runden Tisches und einzelne Personen des Vereins denken wir, somit in Deinem Sinn gehandelt zu haben. Wir können uns nicht vorstellen, dass Du mit derart gescholtenen und negativ kritisierten Menschen zusammenarbeiten willst.

Mit freundlichen Grüßen

Der Vorstand des Ruti Radevormwald

gez. Michael Ruhland

-Vorsitzender-“